Die Gründung der Verbindung 1923

Eine Gruppe engagierter Mittelschüler und Patres aus dem Stiftsgymnasium Wilhering gründete am 15. Dezember 1923 unter der Patronanz von Bbr. Abt P. Gabriel Fazeny und tatkräftiger Unterstützung von Präfekt Bbr. P. Ägid Bauer v/o Ekkehard die katholische Gymnasialverbindung "Norika", wohl in Erinnerung an die erloschene Pennalie Norika Linz (1893-1918), deren Mitglied Bbr. Ekkehard gewesen war.

 

Nach einem Jahr wurde sie in "Hilaria" - lateinisch für "Wilhering" und gleichzeitig für "die Fröhliche" - umbenannt. Die Gründungsaktivitas umfasste 24 Burschen und Fuchsen. 1925 konnte Hilaria in Böhmen mit "Markomannia" Hohenfurth eine Tochterverbindung gründen, da einige Hilaren ins dortige Kloster eintraten. 

 

Bis zum Schicksalsjahr 1938 sollte Hilaria noch auf über 120 Mitglieder wachsen, und das grün-rot-goldene Banner wurde rasch im ganzen Land bekannt. Besonderer Schatz aus dieser Zeit ist handschriftlich geführte Hilarenchronik 1923-37, welche heute noch im Stiftsarchiv aufbewahrt wird.

 


Verbot und widerstand gegen den Nationalsozialismus

Schon 1934 wurden wissenschaftliche Abende abgehalten, bei denen Consenior Bbr. Karl (später P. Sylvester) Birngruber v/o Ortwin sich kritisch mit dem Nationalsozialismus beschäftigte. 

 

Im Jahre 1938 folgte die sofortige Auflösung und Verbot durch die Nationalsozialisten, da unsere Verbindung als christlich-sozialer Bund den neuen Machthabern ein Dorn im Auge war.  Das Stift Wilhering entwickelte sich schon bald zum Zentrum des oberösterreichischen Teils der "Großösterreichischen Freiheitsbewegung" (Gruppe Kastelic), in der es mit Bbr. P. Dr. Gebhard Rath als zentrale Figur sowie Bbr. P. Sylvester Birngruber v/o Ortwin, Bbr. P. Amadeus Reisinger v/o Haimo, Bbr. P. Eduard Haiberger und Bbr. P. Theoderich Hofstätter v/o Betram fast ausschließlich Mitglieder der Hilaria waren, die im Stift in den Widerstand gegen das NS-Regime gingen. Im Juli 1940 wurden sie nach Verrat von der Gestapo verhaftet und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt; das Stift wurde vom NS-Regime aufgehoben. Bbr. P. Haiberger starb noch vor Kriegsende an den Folgen der Haft. Ohne Teil der GÖFB zu sein, wurde mit Bbr. P. Valentin Pötscher ein weiterer Hilare von der Gestapo (wegen des Hörens von "Feindsendern") in Haft genommen. Auch außerhalb des Stifts war mit Gründungsfuchs Bbr. Dipl.Ing. Karl Plankensteiner v/o Schwips ein weiterer Hilare im Widerstand; er war in der Wiener „Widerstandgruppe Meithner“ aktiv.

 

Wir sind stolz auf  unsere Bundesbrüder,  die aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben und Beleg für die  Prinzipientreue Hilarias sind. Nähere Informationen zu unseren Bundesbrüdern im Widerstand findet man unter www.niemalswieder.at


Reaktivierung 1968

Nach dem Krieg schien eine Reaktivierung zunächst aussichtslos. Die Alten Herren der Hilaria bemühten sich zwar, das Erbe der Verbindung zu erhalten und verliehen ein Traditionsband der Hilaria an einen Burschen einer Linzer MKV-Verbindung, der in Wilhering zur Schule ging. Die Absicht, die Verbindung offiziell zu reaktivieren und einen Aktivenbetrieb wiedereinzuführen, wurde in den 50er Jahren jedoch durch den Widerstand der neuen Stifts- und Internatsleitung vereitelt. 

 

Im August 1967 wurde Bbr. Dr. Rudolf Engelhardt v. Dr. cer. Faust zum Landesschulinspektor für die OÖ. Mittelschulen bestellt. Gemeinsam mit einigen Alten Herren und der Unterstützung von Landeshauptmann Bbr. Dr. Erwin Wenzl v. Attila konnte schließlich Anfang des Schuljahres 1968/69 beim Stift Wilhering erreicht werden, dass Hilaria reaktiviert werden durfte. Dies Vorhaben gelang vortrefflich, sodass Hilaria am 8. Juni 1968 reaktiviert werden konnte, in der Folge rasch anwuchs und lange Zeit eine der mitgliederstärksten Mittelschulverbindungen Oberösterreichs war. Auch in den andernorts schwierigen 70er Jahren zählte Hilaria Fuchsenzahlen von 15 und mehr. Ab den 80er Jahren erschwerte sich die Situation für Hilaria im Stiftsgymnasium jedoch drastisch; durch die Aufnahme von Mädchen in die Schule und die schrittweise Schließung des Internats veränderten sich die Rahmenbedingungen für die Keilung nachhaltig zum Schlechten. Eine letzte starke Aktivengeneration in der Mitte der 90er Jahre konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeiten in Wilhering härter geworden waren.


Sistierung 2001 und Reaktivierung 2006

Nach dem großen 75. Stiftungsfest 1998 erschwerte sich die personelle Lage so sehr, dass 2001 der Aktivenbetrieb sistiert werden musste. Seitens des Stiftes wurde per 1. Februar 2003 die Nutzung der Bude am Stiftscampus per sofort gekündigt und die Räumlichkeiten mussten binnen weniger Tage dem Stift geräumt übergeben werden.  Im Jahr 2006 machten sich Linzer Kartellbrüder von NBL und SFL ans Werk und reaktivierten Hilaria und dies mit zunächst großem Erfolg und bis zu neun Fuchsen. Auf Druck der Schule hin wurden viele davon jedoch dazu gedrängt, die Verbindung wieder zu verlassen, was die Unerwünschtheit am angestammten Ort verdeutlicht.


Sitzverlegung nach Linz 2010

Da die Stimmung der Verbindung  gegenüber sowohl in Schule als auch im Stift aus gesellschaftspolitischen Gründen nicht positiv war, wurden vermehrt Schüler aus Linzer Schulen rezipiert und der Bezug zum Stiftsgymnasium schwand. So wurde 2010 der Versuch gewagt, durch eine Sitzverlegung nach Linz eine Neupositionierung zu schaffen. Der Plan, ein eigenes Verbindungshaus in Linz-St. Margarethen zu errichten, scheiterte jedoch, Letztlich war der Ortswechsel nicht in der Lage, den Bestand der Hilaria nachhaltig zu sichern, da die Konkurrenz der bestehenden Linzer Verbindungen zu groß war. 


Reaktivierung in Enns 2015

Schon bei der Gründung des Ennser Philisterzirkels des ÖCV und des MKV im Jahre 2006 war es unter anderem ein erklärtes Ziel, die Altherrenschaft für eine allfällige spätere Etablierung einer Ennser MKV-Verbindung zu schaffen. Dieses Vorhaben schwang in den Jahren des Zirkelbetriebs unterschwellig mit, zunächst konzentrierte man sich jedoch auf die Entwicklung dieser neuen couleurstudentischen Gemeinschaft in unserer Kleinstadt.

  

Neuen Aufschwung bekam die Idee einer Ennser Mittelschulverbindung 2014 durch den Erwerb eines Hauses in der Altstadt durch einen Bundesbruder, der zusagte, den Keller als Bude zur Verfügung zu stellen. Der Zuspruch im Zirkel zu einer Verbindungsgründung war hoch und so ging man an die Planungen zu Namen, Farben und Personalia.

 

In dieser Phase erfuhr der Ennser Zirkel von der unbefriedigenden Nachwuchssituation der Hilaria in Linz und von der unmittelbar bevorstehenden  Sistierung. Aus den Reihen Hilarias kam der Vorschlag, die Lage für beide Seiten zu einer guten Lösung zu führen und die K.Ö.St.V. Hilaria nach Enns zu verlegen. Am 7. August 2014 kam es zu einem ersten Treffen im Linzer Klosterhof, wo man bald feststellte, dass beide Projekte ideal miteinander vereinbar sind und eine Reaktivierung der Hilaria als „K.Ö.St.V. Hilaria Enns“ für beide Seiten die beste Option darstellt.     

 

Dazu wurden die örtlichen CV- und MKV-Philister sowie einige Ehrenmitglieder aus Enns und Umgebung, Aktive aus anderen CV- und MKV-Verbindungen (NBL, SSL, TBF, S-B, Kb) sowie Spefüchse geworben und Überlegungen zur Adaptierung des Gewölbekellers angestellt. Am 8. Mai 2015 beschloss der Cumulativconvent Hilariae einstimmig, den Sitz der Verbindung nach Enns zu verlegen und hier einen neuen Aktivenbetrieb zu beginnen, sofern der Ennser Philisterzirkel bis zum 31. Juli 2015 mitteilt, dass alle Voraussetzungen für eine Reaktivierung vorliegen. Am Tag der ersten Keilveranstaltung am 15. Juli 2015, bei der neun Interessenten anwesend waren und drei sofort ihre Rezeption zusagten, stand die Erfüllung aller Bedingungen fest, sodass die Sitzverlegung nach Enns offiziell besiegelt war.

 

Am 17. Oktober 2015 fand dieser Auftakt offiziell statt; mit dem feierlichen Publikationskommers im Georgenbergersaal des Schlosses Ennsegg wurde ein neues Kapitel der Verbindungsgeschichte Hilariae geöffnet und das historische Vorhaben, in der ältesten Stadt Österreichs erstmals eine Studentenverbindung zu etablieren, in die Tat umgesetzt.

Seit dieser Zeit floriert die Verbindung in Enns und hat regelmäßigen Zulauf neuer Mitglieder, ohne jedoch dabei die Wilheringer Tradition und die Urmitglieder aus dieser Zeit zu vernachlässigen. Durch ihre wertorientierte Verbindungstätigkeit und ihr öffentliches Auftreten konnte sich Hilaria als fast paradetypische Kleinstadtverbindung rasch einen Platz in der Ennser Gesellschaft erarbeiten und ist heute in Kirche, Politik, Wirtschaft und Bürgertum voll anerkannt. Vor allem aber hat sich die Verbindung bei der Jugend in Enns und Umgebung etabliert, sodass der Erfolg und der Fortbestand der alten und doch jungen Hilaria garantiert sind.

Das 100. Stiftungsfest, das von 16.-18. Juni 2023 im Schloss Ennsegg gefeiert wurde, gab mit 150 Besuchern ein eindrucksvolles Zeugnis des Lebenskraft unseres Bundes ab. Gleichzeitig stellte das Jubelstiftungfest den Auftakt zu einem weiteren personellen Aufschwung dar, wodurch Hilaria im Juni 2024 mit 11 Fuchsen den größten Fuchsenstall österreichweit im gesamten MKV vorweisen konnte.